Akteursbeteiligung im Rahmen der Erstellung eines Klimaschutzkonzepts

Die Gemeinde Edewecht erarbeitet gegenwärtig ein Klimaschutzkonzept. Ziel des Konzeptes ist es, den Energieverbrauch und die damit verbundenen Treibhausgasemissionen im Gemeindegebiet in allen Bereichen (z.B. Verkehr, private Haushalte, Industrie & Gewerbe) wirksam zu reduzieren. Dabei sollen die zugrundeliegenden Klimaschutzmaßnahmen passgenau auf die spezifischen Potentiale und Herausforderungen in Edewecht zugeschnitten werden. Um möglichst viele Ideen, Perspektiven und Wissensstände abzubilden, findet die Erarbeitung des Klimaschutzkonzepts unter Beteiligung der Edewechter Bürgerinnen und Bürger sowie aller interessierten Akteure statt. Die folgende Abbildung veranschaulicht den geplanten Ablauf des Beteiligungsprozesses:

Phase 1: Bestandsaufnahme und Aktivierung von Akteuren

1. Interaktive Ideenkarte (Online-Beteiligung)

Aufgrund der geltenden, pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen fand der erste Schritt der Beteiligung online, in Form einer interaktiven Ideenkarte, statt. Vom 22. Juni bis 21. Juli 2021 hatten alle interessierten die Gelegenheit, ihre Klimaschutz-Idee an einen Ort im Gemeindegebiet zu „pinnen“. Gesucht waren Vorschläge zu den folgenden vier Themenfeldern:

Darstellung der eingegangenen Klimaschutz-Ideen auf der interaktiven Karte

Das Interesse an der interaktiven Beteiligung war groß: Mehr als 600 Besucher haben auf der Ideenkarte 129 Vorschläge vermerkt. Die Nutzer der Plattform konnten die eingetragenen Ideen auch kommentieren, bestätigen oder ablehnen. Insgesamt 24 Kommentare sowie 680 „Likes“ wurden platziert. Besonders große Unterstützung wiederfuhren dabei Vorschläge, die sich für eine Renaturierung von Mooren und die Wiederherstellung ihrer Funktion als Treibhausgasspeicher einsetzen. Gut angenommen wurden auch die  Idee, den fairen Handel in der Gemeinde zu stärken und Edewecht zu einer „Fairtrade-Town“ zu entwickeln. Auch der Ausbau der Solarenergien wird als wichtiger Baustein des lokalen Klimaschutzes angesehen. Die Mehrzahl der verorteten Ideen beschäftigt sich mit dem Thema Mobilität. Darunter befinden sich viele konkrete Vorschläge, um die Attraktivität und Sicherheit für Radfahrende zu verbessern. Auch alternative Mobilitätsangebote wie Carsharing oder Mitfahrzentralen wurden vorgeschlagen. Im Bereich Bauen & Sanieren wurden unter anderem ökologische Maßnahmen im Neubau gefordert und auch der Bereich Klimaanpassung hat mit vielfältigen Vorschlägen zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegen die Folgen des Klimawandels Eingang in die Ideenkarte gefunden.

Da viele Ideen ähnliche Inhalte und Ziele verfolgen, wurden die Vorschläge zu Themenclustern zusammengefasst. Es handelt sich hierbei um eine Arbeitsgrundlage die noch nicht den Maßnahmenkatalog des Klimaschutzkonzepts darstellt. Hier fließen weitere Maßnahmen ein, die im Rahmen von Expertengesprächen erarbeitet werden. Die nachfolgende Zusammenstellung gibt einen Überblick über die eingereichten Ideen und die Bewertungen.

2. Jugendworkshop

Die Perspektive der Jugendlichen auf den Klimaschutz in ihrer Gemeinde ist ein wichtiger Bestandteil des in der Erstellung befindlichen Klimaschutzkonzepts. 15 Schülerinnen und Schüler im Alter von 13 bis 18 Jahren von allen vier weiterführenden Schulen, haben sich am 10. Februar auf Einladung von Edewechts Klimaschutzmanager Sebastian Ross für einen halbtägigen Workshop virtuell getroffen. Gemeinsam wurden Elemente eines klima- und ressourcenfreundlichen Edewechts im Jahr 2045 entwickelt und konkrete Projektideen auf dem Weg dorthin erarbeitet.

Dank der verwendeten Plattform „Gather“ war der digitale Austausch besonders interaktiv. So konnten sich die Teilnehmenden mittels Videofigur frei im Veranstaltungsraum bewegen, Gespräche untereinander führen und ihre Ideen in verschiedenen digitalen Arbeitsbereichen selbstständig notieren.

Im Handlungsfeld Fortbewegung und Mobilität im Alltag sehen die Jugendlichen mehr Achtsamkeit, eine bessere Taktung des Busverkehrs, den Ausbau von Radwegen sowie die stärkere Nutzung von alternativen Antrieben als wichtige Bausteine zum Klimaschutz. Im Umgang mit Natur und Umwelt wurde vor allem auf die Bedeutung von Bäumen und Gewässern für ein ausgeglichenes Lokalklima hingewiesen. Auch der Bereich Strom und Energieproduktion wurde von den Teilnehmenden ausführlich behandelt. Dort wird vor allem der Ausbau von Erneuerbaren Energien aus Sonne und Wind als wichtig erachtet und die Errichtung von Solaranlagen auf den Schulgebäuden und dem Rathaus gefordert. Im vierten Handlungsfeld wurde über den Klimaschutz in den Gebäuden gesprochen. Die Schülerinnen und Schüler sehen es als wichtig an, Häuser zu renovieren statt neu zu bauen und wenn gebaut wird, sollten umweltfreundliche Materialien verwendet werden und die Gebäude möglichst wenig Energie verbrauchen.

Die Jugendlichen konnten sich im virtuellen Konferenzraum von Gather bewegen, miteinander sprechen und in kleinen Workshopgruppen arbeiten.
Die Teilnahmenden konnten während des Workshops online über die Priorisierung der selbst entwickelten Maßnahmen und Schwerpunkte abstimmen.

Übergreifend möchten die Jugendlichen mehr eingebunden, beteiligt und befragt werden. Dies könnte beispielsweise über Umfragen zu bestimmten Themen erfolgen oder über gemeinsame Projekte. Dabei hatten die Schülerinnen und Schüler bereits konkrete Ideen, wie sie zum Beispiel über einen Spendenlauf selbstständig Geld für Klimaschutzprojekte sammeln könnten.

Dokumentation

Eine ausführliche Zusammenfassung der Ergebnisse des Workshops sowie der verwendeten Methoden kann über diesen Link abgerufen werden (externes PDF-Dokument)

Phase 2: Ziel-, Strategie- und Maßnahmenentwicklung

Aufbauend auf den Vorschlägen der Ideenkarte wurden im weiteren Verlauf der Akteursbeteiligung Workshops mit der Verwaltung, der Politik sowie mit Jugendlichen durchgeführt. Aus diesem Arbeits- und Beteiligungsprozess ist ein Katalog mit vorläufigen Klimaschutz-Maßnahmen hervorgegangen (Link zum externen PDF), der dem Ausschuss für Landwirtschaft, Klima- und Umweltschutz am 15 März 2022 zur Beratung vorgelegt wurde. Die Maßnahmen wurden dabei sechs übergeordneten Handlungsfeldern des Klimaschutzkonzepts zugeordnet:

  • Bauen, Sanieren & Wärmewende
  • Erneuerbare Energien
  • Mobilität
  • Bildung, Beratung & Beteiligung
  • Klimaanpassung und Treibhausgas-Senken
  • Klimaneutrale Verwaltung
Aufbauend auf der Energie- und Treibhausgasbilanz und einer umfangreichen
Analyse der Klimaschutz-Potenziale im Gemeindegebiet, hat das beauftragte externe
Fachbüro EKP gGmbH aus Osnabrück ein Klimaschutz-Szenario berechnet, welches den Reduktionspfad der Treibhausgasemissionen in Edewecht vom Bilanzjahr 2019 witterungsbereinigt mit 312.000 Tonnen CO2 Äquivalente(e) bis in das Jahr 2050 mit rund 20.000 Tonnen CO2e pro Jahr projiziert. Aus dem Kurvenverlauf können die folgenden Meilensteine abgeleitet werden:
  • 2030: 45% Treibhausgasreduktion gegenüber 2019 (173.000 Tonnen CO2e)
  • 2035: 60% Treibhausgasreduktion gegenüber 2019 (124.000 Tonnen CO2e)
  • 2045: 84% Treibhausgasreduktion gegenüber 2019 (50.000 Tonnen CO2e)

Ebenso konnte das Büro berechnen, dass bei einem konsequenten Ausbau der
Erneuerbaren Energien bereits 2030 bilanziell 100% des im Gemeindegebiet
benötigten Stroms klimaneutral durch Erneuerbare Energien bereitgestellt werden
kann. Derzeit wird lediglich 18% des in Edewecht verbrauchten Stroms lokal mittels
Solarenergie, Windkraft und Biomasseverstromung erzeugt.

Mit dem Klick auf das Bild öffnet sich eine PDF Datei mit dem vorläufigen Maßnahmenkatalog
Mit einem Klick auf das Bild öffnet sich ein PDF-Dokument mit weitergehenden Informationen zum Klimaschutzkonzept

Öffentliche Abschlussveranstaltung zum Klimaschutzkonzept 

Der Abschlussworkshop hat am Donnerstag, den 21. April 2022 im Rathaus der Gemeinde Edewecht in zwei separaten Abschnitten stattgefunden:

  • 14:00 – 17:00 Uhr: Ausstellung der bisherigen Ergebnisse des Klimaschutzkonzepts mit der Möglichkeit zur Kommentierung und Ergänzung
  • 18:00 – 21:30 Uhr: Abschlussworkshop

Im Rahmen der Veranstaltung wurden die Zwischenergebnisse des Klimaschutzkonzeptes (Link zum externen PDF) öffentlich präsentiert und das weitere Vorgehen, insbesondere die Priorisierung und inhaltliche Weiterentwicklung des vorläufigen Maßnahmenkatalogs (Link zum externen PDF) mit den interessierten Bürgerinnen und Bürgern diskutiert und abgestimmt. Der Workshop stellte den Abschluss der begleitenden Akteursbeteiligung zur Erstellung des Klimaschutzkonzepts dar. Ein weiteres Ziel der Veranstaltung war die aktive Vernetzung von Klimaschutz-Interessierten in Edewecht als wichtiger Baustein zur Umsetzung des Konzeptes. Die eingegangenen Hinweise, Ideen und Ergänzungen, sowohl aus der Ausstellung als auch aus dem Workshop, waren in hohem Maße konstruktiv und konnten in die Weiterentwicklung und Konkretisierung der Maßnahmen einfließen. Insbesondere wurde die Bedeutung unabhängiger und niederschwelliger Beratungsangebote für die Themen Sanierung und erneuerbare Energien herausgearbeitet. Auch die Erforderlichkeit einer stärkeren Einbindung der Wirtschaft zur Erreichung der Klimaschutzziele wurde betont. 

Das finale Klimaschutzkonzept wird dem Ausschuss für Landwirtschaft, Klima- und Umweltschutz am 14. Juni zur Vorberatung und dem Rat am 28. Juni zur Beschlussfassung vorgelegt.

Mit einem Klick auf das Bild öffnet sich ein PDF das die Dokumentation des Abschlussworkshops enthält.

Ihr Ansprechpartner

Sebastian Ross
Klimaschutzmanager
Tel.: 04405 916-2310
ross@edewecht.de